# Dagobert

Dagobert, ein Schweizer Liedermacher, komponiert, produziert handgemachte Mucke, die durch klare Botschaften in popkulturellen Liedern die Liebe als zentrales Element besingt, entgegen zeitgenössischer Gegenströmungen.

Zu Zeiten des Videoschnitts der Inhalte überdeckt, liefert Dagobert gerne auch mal in einem Take eine musikalische Botschaft. Inhalt vor Effekt. Kein Brimborium.

Ist er einer der letzten Romantiker?

Einer, der die Berge den Lichtern der Großstadt vorzieht? und trotzdem als Musiker ein Teil dieser Industrie ist

Das 11fragen1nterview begrüßt den Klangkünstler, Dagobert…

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1. Würde ich vermuten in dir schlummert ein Mix aus Weltschmerz und Melancholie, warum läge ich falsch?

Dagobert: „Es gibt viele furchtbare Dinge, die einem das Leben vermiesen können. Hin und wieder werden mir solche Missstände natürlich schmerzlich bewusst. Gegen manche kann man vorgehen, wenn man sich aber nur mit Problemen auseinandersetzt, kann das auch dazu führen, dass man selber negativ wird.“

„Es ist nicht leicht, da die richtige Balance zu finden. Weltschmerz und Melancholie sind nach meiner Definition Anzeichen dafür, dass man Dinge einfach hinnimmt und sich in dieser Resignation sogar noch ein bisschen wohl fühlt. So bin ich nicht. Ich geniesse das Leben sehr, mach aber viel bösartigen Quatsch bewusst nicht mit.“

Das fängt „beim Konsum an und hört beim Umgang mit Menschen noch nicht auf“.

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2. Bei Dagobert denken die meisten Menschen höchstwahrscheinlich an den geldgierigen Großvater von Tick ,Trick und Track oder den durch Medien bekannten Bankräuber.

Hättest du nur eine Auswahl, in welche Schuhe würdest du schlüpfen und warum?

Dagobert: „Mir sind beide hochsympathisch, aber benannt hab ich mich nach der Ente. Die skrupellose Leidenschaft, mit der sie immer nur ein einziges Ziel verfolgt hat, hat mich schon von klein auf schwer beeindruckt. Es gibt zwar wahrscheinlich wenige Menschen, die sich so wenig für Geld interessieren wie ich, aber Dagoberts Fähigkeit, sich so endgültig festlegen zu können, hat gut auf mich abgefärbt.

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3. Gedankenspiel: Von heute auf morgen würden keine Berge mehr existieren, keine weite Sicht auf schneebedeckte Felsformationen.

Wo würde man dich finden und was würdest du dort fühlen?

Dagobert: „Man kann ja nicht auf alles vorbereitet sein, von daher: keine Ahnung, wo man mich finden würde.

Aber die Kombination aus der Abwesenheit von Mitmenschen und schöner Natur wird mich immer erden und inspirieren.

Das kann gerne auch am Meer oder in der Wüste sein.“

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4. Was hat Alexander Marcus (Electrolore), was Lukas Jäger (Electroschlager) nicht hat?

Dagobert: Oje… also:

1. „Ich bin Dagobert und heisse auch so.“

2. „Die Musik, die ich mache, ist weder Elektro noch dieser andere unangenehme Begriff. Ich mach hymnische Popmusik und bin ein Hohepriester der gesungenen Liebe.“

3. „Mit dem anderen Herrn hab ich mich wenig befasst, aber ich glaube, er ist ein selten witziger Kerl, eher ein Comedian, der singt. Ich bin immer nur dann witzig, wenn die Absurdität meiner ehrlichen Gefühlsbekundungen unbeabsichtigt zum Vorschein kommt.“

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5. Wäre deine Eitelkeit ein Schutzpanzer, was wäre dann Selbsthass?

Dagobert: „Verstehe die Frage nicht. Allen Selbsthass hab ich mit der Pubertät abgelegt. Ich verbringe ja viel Zeit mit mir alleine und kann mich sehr gut leiden, das fällt mir immer wieder mal auf.

Die intime Art, wie ich mein Inneres musikalisch nach aussen kehre ist auch eher das Gegenteil von einem Schutzpanzer. Ach ja und eitel bin ich auch nicht.“

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6. Welches Interesse bei dir besteht zu Anton Szandor LaVey, dem Verfasser der satanischen Bibel?

Dagobert: „Ich habe als erstes seine Musik kennengelernt. Er hat ein paar wahnsinnig schöne Alben mit obskurer Orgelmusik veröffentlicht, die ich sehr liebe.“

„Seine Bibel hab ich natürlich auch gelesen und sie mag ich auch.“

„Sie ist so etwas wie ein sehr positiver Lebensratgeber, geschrieben in der Sprache der schwarzen Romantik.“

„Anton LaVey ist ein Gesamtkunstwerk, seine Ästhetik, seine Musik, seine Gedanken ergeben zusammen einen hochsympathischen Menschen, von dem ich mich gut inspirieren lassen kann.“

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7. Du ziehst dich immer wieder in die Berge von Graubünden (Schweiz) zurück, was mich an Exerzitien erinnert.

Im Gegensatz dazu, liegt aber St. Moritz und Davos in der Nähe, einerseits für privaten, anderseits für politischen Jet Set bekannt.

Warum passt dies zu dir?

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Dagobert: „Tut es nicht. In Graubünden war ich über zehn Jahre nicht mehr. Es gibt noch viele andere schöne Ecken in den Bergen. Natürlich ist die Schweiz übersät mit schicken, überteuerten Ferienorten, von ihnen halte ich mich allerdings fern.“

„In die Berge gehe ich, um meine Ruhe zu haben.“ 

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8. Ich war einmal 2007 in Berlin und ich wußte, diese Stadt ist mir sogar im stillen zu laut.

Wie hältst du die Größe dieser Stadt aus, ohne selbst verschluckt zu werden, zu schrumpfen?

Dagobert: „Längerfristig halte ich Berlin auch nicht für aushaltbar.“

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9. Je mehr ich über dich las, umso weniger wußte ich. Hältst du bewußt deine bürgerliche Person aus deiner „Kunstform“ raus oder liege ich falsch und du erklärst mir welchen Denkfehler ich mache?

Dagobert: „Es gibt keinen „bürgerlichen“ Dagobert, höchstens eine unausgereifte Funktion, die hin und wieder eine Steuererklärung machen muss. Aber das ist ein todlangweiliges Thema.“

10. Was bleibt übrig, ohne die Liebe zu einem Seelenverwandten?

Dagobert: „Immer noch alles. Seelenverwandte sind oft irgendwelche längst verstorbenen Künstler, zu denen es nie eine Beziehung gab und von denen man unmöglich wissen kann, ob man sie auch wirklich richtig einschätzt.“

„Es ist also viel Projektion mit im Spiel. Und dieses Prinzip wendet man auch auf seinen Mitmenschen an. So gesehen gibt es keine Realität. Ich kann auch mit Bäumen in einer Beziehung stehen und mir darauf eine Existenz errichten.“

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11. Welche Frage vergaß ich, die so unfassbar schlau gewesen wäre und uns mehr über dich verriet, die jedoch keine Antwort erhält?

Dagobert: „Warum war nochmal nichts wahr, aber alles erlaubt?“

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11fragen1nterview bedankt sich sehr für dieses geistreiche Interview und wünscht Dagobert, ob in Barfuß oder Lackschuh, das musikalisch und besonders persönlich Beste.

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